3500 km durch Norwegens Norden – Senja 

senja – zweitgrösste insel norwegens – dramatische felsformationen im westen die an die lofoten erinnern und lieblich wirkende land- und waldwirtschaft im osten.

froh um unsere warme bekleidung steuern wir über tromsö die fähre nach senja an. kalter wind begleitet die ohnehin schon unruhige fähre. durchgeschüttelt kommen wir auf senja an. wir beschliessen – wie meistens – der grossen masse auszuweichen. entlang der westküste richtung süden. und wir geben den einheimischen recht, wenn sie sagen, senja sei das zweite lofoten – nur eben weniger stark frequentiert.

wir finden einen kleinen überschaubaren camping – eigentlich ist es ein fischercamp – und so packen wir die angel aus und versuchen vom pier aus unser glück. das anschliessende erlegen geht schon wesentlich leichter von der hand. glücklich und zufrieden über unseren fang kommen wir im camp an und werden von einer gruppe finnischer fischer begrüsst. das angebot uns den fisch fachmännisch zu filetieren nehmen wir gern an und bekommen oben drauf noch einen fangfrischen dorsch geschenkt. das abendessen kann kommen.

unser sehr freundlicher campwart gibt freudig auskunft über wanderrouten in der region. endlich – sonne – blauer himmel. so wachen wir früh auf und fahren wenige kilometer zum wandereinstieg.

750 höhenmeter steil bergauf. doch die grandiose aussicht auf den 3.5 km langen fjord entschädigt für die bucklerei.big-11

wir sind allein auf dem gipfel. ruhe. keine menschenseele, kein verkehrslärm, keine alltagsgeräusche. im gipfelbuch sind kaum mehr als zehn einträge – jetzt sind es zwölf.

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die letzten tage in norwegen. tromsö besuchen wir auf unserer rückkehr von senja nur für ein paar stunden. es regnet wieder einmal.

und trotz des kältesten sommers nordnorwegens (so haben es mir norweger bestätigt) waren es schöne 3500 km. die kargheit und dramaturgie der natur, die hell erleuchteten sommernächte, die gelassenheit der menschen, die kultur der sami die ihren festen platz hat… all das lässt uns wiederkommen.

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3500 km durch Norwegens Norden – Troms

Bis zu den Lofoten haben wir es 2011 bereits einmal geschafft. Damals noch mit meinem altersschwachen, aber treuem Opel Astra …. Er Ruhe in Frieden…. Aber es geht heute nicht um meinen damaligen vierrädrigen Freund.

Informationen über den Norden Norwegens gibt es viele – und doch keine. Ist das Reiseziel das Nordkap hat man es mit der Vorbereitung einfach. Man steuert schnurstracks auf der E6 das überall ausgeschilderte Nordkap an, um dann behaupten zu können, auf der grössten Camper-Ausstellung gewesen zu sein. Wer uns kennt, weiss, dass wir gegen den Strom schwimmen. Soll nicht heissen, dass wir genau in die andere Richtung fahren. Vielmehr weichen wir wann immer möglich, den breiten, gut ausgebauten Strassen aus und schleichen auf Nebenstrassen mit tiefen Schlaglöchern durch die Landschaft. Und siehe da: es gibt es noch, das Norwegen ohne Tourismus, ohne Detlev, Chellenger und .co. Ausser uns…

Unseren gemieteten Untersatz nehmen wir bei Tromsö entgegen. Sauber und verkehrstauglich – das hatten wir auch schon anders erlebt. Die erste Nacht verbringen wir auf einem Campingplatz unweit von Tromsö. Nett, überschaubar, hygienisch 1A und ruhig.

Nach kurzer Aklimation und Einrichtung unseres Equipments steuern wir Richtung Norden die Lyngenalpen an. Eher bekannt bei Extremskifahrern und Bergsportlern. Die schmale Strasse schlängelt sich nordwärts dem Ullsfjorden entlang. Bis zu 1834 Meter, teils noch schneebedeckte Gipfel ragen unmittelbar neben uns auf. Am Ende der Strasse geht es nur noch zu Fuss weiter – bis zu Lyngstuva – ein scheinbar von den hier Wohnhaften gern besuchter Aussichtspunkt. Jedoch wird aus unserem Ausflug nichts. Nistende und hoch aggressive Küstenseeschwalben verteidigen ihre Nester. Wer mit diesen Geschöpfen bereits Bekanntschaft machen durfte, weiss, dass Hitchcock’s „Die Vögel“ Realität werden kann… Wir schlagen unser Lager auf und geniessen die Mitternachtssonne mit Blick über den Fjord.big-1

 

Gegen 3:00 Uhr werden wir nicht nur von der stechend grellen Sonne geweckt, sondern ein Austernfischer findet es sehr amüsant auf unserem Dach nach Würmern zu picken…

Am nächsten Tag wagen wir einen kurzen Abstecher zu Fuss in die Gebirgslandschaft, entlang eines Flusses bis zu einem kristallklaren See. Dem sonnigen, beinahe windstillen Sommertag frönen allerdings auch kleine, fiese Stechmücken. Ein ruhiges Verweilen ist schier unmöglich, da man immer wieder um sich wedelt, sich auf Beine oder Arme schlägt, in der Hoffnung wenigstens eine von diesen Blutsaugern zu erlegen. Die Einsamkeit und Ruhe ist trotzdem einmalig.

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Unsere Weiterfahrt bringt uns bis zum Jökelfjord. Die Grenze zur Finnmark. Ein an sich unspektakulärer Fjord, insofern man nicht bereit ist, die 4 km bis zum Öksfjordjökelen – einem ins Meer ragenden Gletscher zu laufen. Der kurze aber von Wurzeln und Steinen übersäte Weg führt entlang des Fjords bis zu einem Aussichtspunkt, mit Grill- und Sitzplatz. Bei beinhae sommerlichen Temperaturen machen wir Rast, lassen unsere Blicke über den Fjord und den türkisblau schimmernden Gletscher schweifen und lauschen gebannt dem Geräusch des kalbenden Gletschers ausserhalb unserer Sichtweite.

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Das Wetter schlägt um. Schwere, mit Regen gefüllte Wolken schlucken das restliche Tageslicht. Und das erste Mal ist es Dunkel im Norden Norwegens.

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Trotz Bettschwere warten wir bis unsere Verabredung zum Fischen eintrifft. Bei eiskaltem, vom Wind peitschendem Regen, harren wir aus und nach weniger als 20 Minuten halten wir einen schönen Seelachs in den Händen. Sie schenkt uns den Fang – sozusagen als Belohnung für unser Durchbeissen.

Fischen im offenen Meer gehört in Norwegen sozusagen zum Jedermannsrecht. Und die Verlockung, am Abend fangfrischen Fisch auf dem Teller zu haben, treibt uns in den nächsten Supermarkt zum Angel kaufen. Es muss ja nicht gleich ein Hightec-Teil sein.

weiter zu teil 2…

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