


Herbstspasziergang
Denn was ist Schönheit, wenn nicht das von uns erblickte Spiegelbild einer außerordentlichen Freude der Natur, darüber dass eine neue fruchtbare Möglichkeit des Lebens entdeckt ist?
(Friedrich Nietzsche, 1844-1900)
Herbstspasziergang
Denn was ist Schönheit, wenn nicht das von uns erblickte Spiegelbild einer außerordentlichen Freude der Natur, darüber dass eine neue fruchtbare Möglichkeit des Lebens entdeckt ist?
(Friedrich Nietzsche, 1844-1900)
Woche 45 – Diptychon
Ich hatte ganz vergessen, dass direkt vor unserer Haustür unzählige kleine Wege zu einem Spaziergang einladen. Bei traumhaftem Herbstwetter entschieden wir uns gestern durch bunt gefärbte Mischwälder eine kleine Runde zu laufen.
Und plötzlich drehte sich die Welt um uns ein Stück langsamer. Eingelullt vom Duft des Herbstes, geblendet von wärmenden Sonnenstrahlen genossen wir die Ruhe und den Abstand von Verpflichtung, Hektik und Lärm. Es hat gut getan und schreit nach Wiederholung.
So ganz ohne die Kamera ging es allerdings auch auf unserem Herbstausflug nicht – immerhin waren wir beide mit unseren Kameras unterwegs. Und ich konnte die Wochenaufgabe gleich noch in Angriff nehmen. Mittlerweile etwas lauffaul und sofamüde liess ich mich überreden doch noch einen Abstecher zum nahe gelegenen Gebrauchtwagenhändler zu machen. Dort stehen allerdings meistens Autos, die zu jung sind um eine Seele zu haben. Doch genau jetzt steht ein Mercedes Benz aus den 60igern – ein W 110. Er strahlt trotz seiner Rostschäden immer noch Stolz aus. 60 Jahre ist er alt und scheinbar die letzten Jahre wenig beachtet worden. Im Heckfenster klebt noch eine alte Plakette die vermuten lässt, dass der Wagen wohl ursprünglich in Lausanne zu Hause war.
Schade, dass diese alten Dinge vergessen gehen. Damals, so scheint es mir, hat man sich mehr Mühe gegeben, etwas zu produzieren, was lange hält. Es steckt mehr Liebe im Detail und das spürt man diesen Objekten heute noch nach.
Aber ich will mich hier nicht melancholisch in alten Zeiten suhlen, sondern Fotos zum Thema „Diptychon“ zeigen.
Zur Technik:
Wer mit dem Begriff „Diptychon“ nichts anfangen kann, da ging es mir im ersten Moment nicht anders. Aber es ist weniger Spektakulär, als es sich vielleicht anhört. Diptychons sind bereits seit der Spätantike bekannt. Damals wurden zwei Relieftafeln aus Holz oder sogar aus Elfenbein mit Scharnieren verbunden, die wie ein Buch aufgeschlagen werden konnten. Diptychon oder auch Triptychon heisst also nichts anderes, als zwei oder mehr Abbildungen der gleichen Thematik nebeneinander oder übereinander anzuordnen. Dabei spielt es keine Rolle ob man Gegensätze gegenüberstellt oder ein Motiv aus verschiedenen Perspektiven präsentiert.
Die beiden Fotos werden in einem Fotobearbeitungsprogramm auf ein leeres Dokument platziert. Die grösse des leeren Dokuments müsst Ihr selbst definieren. Länge x Breite x Auflösung eines Fotos und je nach dem ob zwei über- oder nebeneinander muss die Höhe oder die Länge verdoppelt werden. Dazu kommt, falls gewünscht, ein Abstand bzw. Rahmen. Hier gilt es probieren, was gefällt.
Woche 40 – Musik inspiriert
Die Aufgabe für die 40. Woche lautete:
In unserer Herausforderung für diese Woche sollt Ihr Euch ganz bewusst von Musik beeinflussen lassen. Sucht Euch ein bestimmtes Lied, eine Textzeile oder eine Musikrichtung und setzt die Musik in einem Foto um. Oder lasst Euch in anderer Weise von Musik zu Fotos inspirieren.
Uff – das ist mal eine echt schwere Aufgabe – zumindest für mich. Denn ehrlich gesagt, ich habe weder einen absoluten Lieblingssong noch lasse ich mich in meiner Musikwahl wirklich in eine Schublade stecken. Ich höre Musik je nach meinem momentanen Gefühl. Im Herbst und Winter begleiten mich eher die ruhigen, stillen, manchmal melancholischen Lieder. Mit dem Erwachen des Frühjahrs und den warmen Sommerabenden sind es dann auch mal die farbenfrohen, lauten Klänge.
Ich habe die Aufgabe für mich versucht anders zu interpretieren. Was macht Musik mit mir? Musik hat mich schon immer begleitet und war stets ein wichtiger Bestandteil meines Alltags. Waren es früher die Langspielplatten meiner Eltern, später die sonntäglichen Hit-Paraden-Mitschnitte auf Kassette (was für ein Ärger, wenn der Moderator frühzeitig zu sprechen begann!) wird man heute überflutet mit dem schier unendlichen Repertoire an verschiedenster Musik. Die digitale Welt ermöglicht es uns, auch unbekanntes, fernab des Mainstreams Hörgenuss zu erleben. Was mir manchmal fehlt, ist dieses Bewusstsein des Musikhörens zu erleben. Ob Spotify, Tidal, Deezer oder wie sie alle heissen, preisen unkompliziert ihre Ratschläge was uns gefallen könnte an. Und allzu schnell hat man auf den Ratschlag geklickt und vergisst, was man gerade hören wollte. Sich auf die Musik einzulassen ist heute die grössere Kunst.
Für mich sind Momente in denen ich bewusst Musik höre – abtauche in meine eigene Welt – meine Umgebung ausblende – mich voll und ganz der Musik hingebe – das sind meine Glücksmomente.
Woche 39 – Herbst
Am 22. September 2020 begann der kalendarische Herbst. Die Natur liess sich jedoch davon nicht beeinflussen und bescherte uns noch Tagestemperaturen von mehr als 20°C. T-Shirt-Wetter also. Erst vor wenigen Tagen ist der Herbst ein wenig mehr spürbar und als das neue Wochenthema bekannt gegeben wurde, schwirrten mir Bilder von nebeligen, in grau gehüllten Landschaften, abgeernteten Getreidefeldern und bunten Laubbäumen durch den Kopf. Doch leider machte mir der Regen einen Strich durch die Rechnung und auch der morgentliche Nebel wollte sich nicht einstellen. Also schlich ich heute morgen durch die noch schlafende Welt auf der Suche nach dem Herbst.
Der Herbst ist meine liebste Jahreszeit. Diese trügerische Wärme getragen von kaltem Wind der einem die Ohren und Nasenspitze rötet, diese durch den Nebel geschluckte gedämpften Geräusche, das verfärben der Blätter, die zu Boden fallen und der Erde neue Nahrung geben. Herbst ist für mich Draussen mit langen Schatten spielen und Drinnen Gemütlichkeit in Form heisser, langer Schaumbäder zelebrieren. Tee mit Zimt und Kardamom, Fondue und Raclette, Maroni, Kerzen am Abend, eingelullt in Wolldecken in fantastische Geschichten abtauchen. Herbst heisst für mich Lebensfreude und Sinnlichkeit. Platz machen für das was kommt – sich zurücknehmen und in sich gehen.
Meinen Herbst habe ich gefunden.