Woche 16 : Gemälde nachstellen
Ich gebe es nicht gern zu, aber in Sachen Malerei bin ich vollkommen ahnungslos. Es gibt wenige Gemälde die ich erkenne und kenne. Ich darf behaupten, mich bemüht zu haben mich mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen und habe doch ein paar Ausstellungen besucht. Aber meistens muss ich zu meiner Schande gestehen, bahnt sich nach spätestens 15 Minuten das erste Gähnen an, das ich auch nicht lange unterdrücken kann.
Umso entsetzter nahm ich das neue Thema zur Kenntnis. Oh je – Gemälde nachstellen. Sofort kreisten meine Gedanken um die wenigen Künstler und dessen bekannte Werke durch den Kopf. „Sternennacht“ von Vincent van Gogh – wäre umsetzbar gewesen wenn mich nicht jeden Abend mit Einbruch der Dunkelheit die Müdigkeit vom Gegenteil überzeugt hätte. „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci wäre auch umsetzbar gewesen, wenn denn mein von mir erwähltes Model auch eingewilligt hätte. „Die Geburt der Venus“ von Sandro Botticelli gestaltete sich von Vornherein eher schwierig, da es mir schlichtweg an schwebenden Engeln fehlte. Auch die Suche im Internet nach Gemälden erzeugten eben den gleichen Effekt wie in den Galerien zuvor: Gähnen.
Es war einfach zum Schreien. Schreien? Ja genau – ich hatte endlich mein Gemälde gefunden. „Der Schrei“ von Edvard Munch ! Den roten Himmel und die eher ausserirdisch anmutende Gestalt ignoriere ich grosszügig und inszeniere das „Gemälde“ für mich neu.
Es zeigt etwas persönliches von mir – ich gebe etwas preis. Manchmal könnte ich Schreien – aus Wut und Unverständnis. Ich weiss, dass die letzten Wochen sehr hart waren – für viele. Sei es die Ungewissheit wie es beruflich weiter geht oder auch „nur“ die Auflage sich nicht mit anderen Menschen zu treffen. Und kaum wird von einer sanften Lockerung gesprochen, ist kaum mehr etwas von Zurückhaltung zu spüren. Mir ist klar, dass wir uns alle nach dieser banalen Normalität sehen, dass wir genug von Corona, Covid-19, Social Distancing, Bleib zu Hause gehört haben. Wir schreien förmlich: Lass es aufhören! Aber es wird nicht aufhören, wenn wir jetzt aufhören zurückhaltend zu sein.
Bleib zu Hause – Bliib dihei – Bleib dahoam – Stay at home
Zum Schreien ?
