Suisseness

Auf der Flucht vor der gefühlt zu heissen Junisonne, beschliessen wir es heute etwas gemütlicher angehen zu lassen. Ein kleiner Spaziergang durch den Wald entlang der längsten Suone des Wallis.

Die Suone von Saxon führt Wasser der Printse durch Wälder, Alpwiesen und Maiensässe der Gemeinden Nendaz, Isérables, Riddes bis nach Saxon. Zur Überwachung der Suone brauchte es mehrere Wärter mit Behausungen und zahlreiche Wasserhammer, welche bei intakter Suone von weitem zu hören waren. Da der Unterhalt äusserst kostspielig war, wurde der Betrieb eingestellt. (Quelle: https://www.valais.ch/de/aktivitaeten/wandern/suonen/suone-von-saxon)

Die alte Wasserader ist nur noch teilweise erkennbar. Baum- und Felsstürze haben den Graben teilweise komplett verschüttet. Es ist kaum vorstellbar, welchen unbeschreiblichen Aufwand man betreiben musste, um die Wasserversorgung aufrecht zu erhalten.

Unser Weg ist gar nicht so ein einfacher Spaziergang wie wir vermuteten. Schwindelfreiheit ist Voraussetzung um den teils nur einen Meter schmalen auf einer Seite steil abfallenden Weg meistern zu können. Geröll und umgestürzte Bäume versperren den Weg und machen den Nervenkitzel komplett.

Auf unserem Weg kommen wir an einer alten Waldhütte vorbei, mit einer kleinen Feuerstelle und einer Trinkwasserquelle. Jetzt bewährt sich die Tradition stets ein Schweizer Taschenmesser sowie ein paar Zündhölzer dabei zu haben. Schnell ist die Cervelat nach schweizerischer Art eingeschnitten und brutzelt aufgespiesst auf einem angespitztem Stock über der heissen Glut. Ein Feuer im Wald – das gibt es auch nur in der Schweiz…

Suisseness

An dieser Stelle ist es mir ein Anliegen zu erwähnen, dass jeder der im Wald ein Feuer macht, dies nur tut wenn es keine anhaltende Trockenheit gibt, das Feuer stets unter Aufsicht ist und genug Wasser in der Nähe ist, um das Feuer zu löschen. Jeder Funke der zurückbleibt, kann einen Waldbrand entfachen. Es heisst also: Hirn einschalten und verantwortungsvoll handeln.

Danke

Dezember 2020

Weihnachtsspaziergang


Liebeläutend Licht durch Kerzenhelle, mild wie Wälderduft die Weihnachtszeit,

und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle, schöne Blumen der Vergangenheit.”

(Joachim Ringelnatz)

52 WEEKS CHALLENGE – 45

Woche 45 – Diptychon

Ich hatte ganz vergessen, dass direkt vor unserer Haustür unzählige kleine Wege zu einem Spaziergang einladen. Bei traumhaftem Herbstwetter entschieden wir uns gestern durch bunt gefärbte Mischwälder eine kleine Runde zu laufen.

Und plötzlich drehte sich die Welt um uns ein Stück langsamer. Eingelullt vom Duft des Herbstes, geblendet von wärmenden Sonnenstrahlen genossen wir die Ruhe und den Abstand von Verpflichtung, Hektik und Lärm. Es hat gut getan und schreit nach Wiederholung.

So ganz ohne die Kamera ging es allerdings auch auf unserem Herbstausflug nicht – immerhin waren wir beide mit unseren Kameras unterwegs. Und ich konnte die Wochenaufgabe gleich noch in Angriff nehmen. Mittlerweile etwas lauffaul und sofamüde liess ich mich überreden doch noch einen Abstecher zum nahe gelegenen Gebrauchtwagenhändler zu machen. Dort stehen allerdings meistens Autos, die zu jung sind um eine Seele zu haben. Doch genau jetzt steht ein Mercedes Benz aus den 60igern – ein W 110. Er strahlt trotz seiner Rostschäden immer noch Stolz aus. 60 Jahre ist er alt und scheinbar die letzten Jahre wenig beachtet worden. Im Heckfenster klebt noch eine alte Plakette die vermuten lässt, dass der Wagen wohl ursprünglich in Lausanne zu Hause war.

Schade, dass diese alten Dinge vergessen gehen. Damals, so scheint es mir, hat man sich mehr Mühe gegeben, etwas zu produzieren, was lange hält. Es steckt mehr Liebe im Detail und das spürt man diesen Objekten heute noch nach.

Aber ich will mich hier nicht melancholisch in alten Zeiten suhlen, sondern Fotos zum Thema „Diptychon“ zeigen.

45 – Diptychon – Old Car
45 – Diptychon – Autumn

Zur Technik:

Wer mit dem Begriff „Diptychon“ nichts anfangen kann, da ging es mir im ersten Moment nicht anders. Aber es ist weniger Spektakulär, als es sich vielleicht anhört. Diptychons sind bereits seit der Spätantike bekannt. Damals wurden zwei Relieftafeln aus Holz oder sogar aus Elfenbein mit Scharnieren verbunden, die wie ein Buch aufgeschlagen werden konnten. Diptychon oder auch Triptychon heisst also nichts anderes, als zwei oder mehr Abbildungen der gleichen Thematik nebeneinander oder übereinander anzuordnen. Dabei spielt es keine Rolle ob man Gegensätze gegenüberstellt oder ein Motiv aus verschiedenen Perspektiven präsentiert.

Die beiden Fotos werden in einem Fotobearbeitungsprogramm auf ein leeres Dokument platziert. Die grösse des leeren Dokuments müsst Ihr selbst definieren. Länge x Breite x Auflösung eines Fotos und je nach dem ob zwei über- oder nebeneinander muss die Höhe oder die Länge verdoppelt werden. Dazu kommt, falls gewünscht, ein Abstand bzw. Rahmen. Hier gilt es probieren, was gefällt.

Urban Living

Durch das Wochenthema der 33. Woch bei kwerfeldein.de inspiriert, entdeckte ich heute Morgen den plakatierten Sichtschutz zur Grossbaustelle in Zürich Manegg.

So surreal es auch wirkt, so realistisch spiegelt es unseren Umgang mit unserer grünen Lunge wieder.

Immer mehr Wald muss urbaner Fläche weichen. Geköpft und gefällt Platz machen. Nur zu dumm und typisch Mensch, sägen wir am eigenen Ast.

Urban Living